Mit MS Adriana durch die Berliner Gewässer
vom 8.-15.05. 2004

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Jetzt soll der Geburtstags-Geschenkgutschein der "Heiligendammer Studenten" Rainer Löber, Anderas Fröbel, Raik Polster und Thomas Kisse eingelöst werden.

Am Samstagsmorgen (8.05) um Punkt 7 Uhr geht es mit Anne und Hans Schiller im fast überladenen Audi auf die Autobahn. Das Navigationssystem zeigt uns, was es kann: ohne Schwierigkeiten führt es uns bis nach Köpenick in den Yachtenhafen Wendenschloss an der Müggelbergallee Nr. 1. Herr Löber und seine Freundin Eva Romanova begrüßen uns um 1/2 1 Uhr und führen uns zum größten Boot in "seinem Hafen". Der Hafen gehört ihm tatsächlich: 21 Liegeplätze, das dazu gehörenden sehr schön renovierte "Alte Fährhaus" und die Platzanlage, alles bestens.

Also sagen wir von nun an für eine Woche: unser Boot. Es ist ein "Boorncruiser 35 Classic Line", 10,50 m lang, 3,40 breit, die Aufbauten 3,40 m hoch, Tiefgang 1 m mit einem Vierzylinder-Diesel-Motor 106 Ps, dunkelblauer Rumpf. Innen ein geräumiger Wohnraum mit Rundsofa und innerem Steuerstand, 2 Doppelkabinen mit viel Schrankraum, 2 Sanitärzellen, Küche mit Gasherd, Kühlschrank und Mikrowelle. Der Außensteuerstand eine Treppe höher mit zusätzlicher Polstersitzbank und Tisch kann von drei Seiten geöffnet werden, bei den derzeitigen Temperaturen der Eisheiligen? Mal Sehen!

Schnell ist alles verstaut. Wir werfen uns in Schale und ab geht es mit der Straßenbahn in Richtung Philharmonie. In Köpenick-Mitte müssen wir umsteigen, ich will die Karten kontrollieren, nicht da! Mit dem Taxi zurück zum Hafen, da liegen sie, und mit dem Taxi geht es ab in die Stadt. Gerade noch geschafft! Herr Fröbel hatte für uns die besten Plätzen gebucht: in der Mitte etwas erhöht. 100. Todestag von Antonin Dvorák: 3 Slawische Tänze, Konzert h-moll für Cello (Prof. Ulf Prelle aus Dresden) und Orchester und die Symphonie e-moll "Aus der Neuen Welt", Dirigent Renchang Fu, Shanghai. Wie soll ich das Konzert beschreiben? Es war so beieindruckend, einen solchen Cellisten hatten wir noch nie gehört. Nach dem Konzert erlebten wir den Potsdamer Platz bei Nacht, und nach einem kleinen Imbiss geht es mit S- und der letzten Straßenbahn um 1 Uhr zurück zum Hafen.

Sonntag, 9.5., Muttertag.

Zum Frühstück kommt Post für mich mit der Adresse: Berlin, im Hafen, ein Gutschein, einzulösen in Berlin.

Und nun wird es ernst. Warm angezogen legen wir ab. Für Klaus ist ein fremdes Boot kein Problem und ein Motorboot erst recht nicht, auch nicht, wenn das Lenken wegen der fehlenden Kiels etwas gewöhnungsbedürftig ist. Auf geht es mit 3,5 bis 4 Knoten in die Müggelspree, nach einer Stunde und 4 Meilen legen wir im Wassersportzentrum in Friedrichshafen an, die gelbe Welle und ein freier Kopfsteg mit der Einladung "Herzlich Willkommen, nur 10 Euro" haben uns gelockt. Herr Löber hatte uns diesen Hafen empfohlen. Das Anlegen ist absolut kein Problem, kein Seitenwind, ein Hans, der übersteigt, und eine geschickte Fendercrew. Nach einem guten Gin-Ankommst gibt es hier zunächst mal einen Blick in die Fenster des Ausstatters: da gibt es wohl was für uns, aber es ist ja Sonntag. Mit üppigem Abendessen mit bestem Lamm und gutem Rotwein beenden wir diesen außergewöhnlichen Muttertag doch noch nicht ganz: an Board es noch mal Rotwein, dafür ist er schließlich da.

Montag, 10.5

Zum Frühstück habe ich bei meinem ausgiebigen Walken die echten Berliner Schrippen geholt!

Nun aber ab, den Muttertagsgutschein einlösen: Die Auswahl ist verführerisch: Hose, 2 T-Shirts für mich, Tasche, Jacke und Hemd für Klaus, Weste für Hans; Hose T-Shirt für Anne. Dafür gibt es aber auch 10 % Mengenrabatt. Wer hier nicht zugreift, ist selber schuld.

Heute geht es durch den guten betonten Großen Müggelsee, danach weiter durch die Müggelspree. Die Schönheit dieser Strecke ist fast nicht zu beschrieben: Neu-Venedig: Sommerhäuser (Datschen) und richtige Wohnhäuser, auch modern, z.T. aufwendig gebaut, mit liebevoll gepflegten Gärtchen oder großzügigen Anlagen, manches Mal mit kleinen eigenen Anlegehäfen, wir sehen in schmale Kanäle, die sich durch die Anlage ziehen. Überall liegen kleine Boote. Hier könnten wir uns auch wohlfühlen, das meinen auch die Fischreiher, die in ihren eleganten Posen Klaus immer wieder zu einem Foto animieren.

Die Müggelspree mündet in den Gosener Kanal, wir fahren durch wunderbaren Laubwald. Unser Motor stört gar nicht, er läuft unerwartet leise. Wir erfreuen uns am Vogelgezwischter und kommen jetzt in den Seddin-See. Das von Herrn Löber empfohlene Lokal hat leider Montag Ruhetag. Hier im Seddin-See gibt es einen Anleger nach dem anderen. Wieder lädt uns ein "Herzlich Willkommen" an einen kleinen Kopfsteg ein, ein Privatanleger vom netten Glasermeister Sill in Schmöckwitz, ein schmaler Hafen, schmales Grundstück und perfekte sanitäre Anlagen. Das nenne ich Privatinitiative. Heute waren es 7 Seemeilen. Nach Ankommst und Kuchen machen wir uns zu einem Spaziergang auf, wir sind etwas außerhalb von Alt-Schmöckwitz. Viele Häuser sind schön renoviert, aber es ist doch noch sehr viel zu tun. Vor dem starken Gewitter flüchten wir zum Chinesen und wettern bei Bier und schlechtem Eiskaffee ab. Ein anderes Lokal finden wir nicht in der Nähe, so können wir endlich in Ruhe unsere mitgebrachte Gulaschsuppe und das selbst gebackene Käsebrot essen.

Dienstag, 11.5.

Nach dem Seddinsee kommen wir in die Dahme, durch den Zeuthener See, mit der Dahme zur Schleuse: "Neue Mühle" bei Zernsdorf. Wir erinnern uns an unsere Göta-Kanal-Fahrt in Schweden. Diese Schleusen hier sind mit unserer Erfahrung ja kein Problem! Trotzdem müssen wir in einem Fall zweimal Anlauf nehmen. Vielmehr irritieren uns immer wieder die niedrigen Brücken, wenn sie bei unserer Höhe von 3,40 m nur 3,60 m hoch sind, ziehen wir schon unwillkürlich die Köpfe ein. Die Dahme führt durch den Krüpelsee, den Dolgensee bis zum Langensee, hier biegen wir ab in Richtung Wolziger See, fahren nach der Schleuse Kummersdorf auf dem Storkower Kanal zur Schleuse Storkow. Hier müssen wir am Sportboot-Warteanleger einen Anforderungsschalter betätigen. Durch Schriftbänder wird uns mitgeteilt, dass die Anforderung angenommen ist und wie es weitergeht. Das hier ist nämliche eine Selbstbedingungsschleuse. In der Schleusenkammer müssen wir wieder einen Schalter betätigen. Wir lernen also immer noch etwas dazu. Nach dem Verlassen der Schleuse müssen wir auf die Öffnung einer Straßenbrücke warten. Weiter geht es durch den großen Storkower See, die Schleuse Wendisch-Ritz, ebenfalls eine Selbstbedingungsschleuse in den 11 km langen Scharmützelsee. Ganz im Norden, in Bad Saarow, legen wir endlich an. Das war ein langer Ritt: 36 Seemeilen = 9Stunden, den wir nur mit den langen dünnen Würsten, Schokolade, von Hans geschnittenen Apfelstückchen, Kaffe und Kuchen durchgestanden haben. Das Anlegen in einer Box finde ich ziemlich aufregend, aber es klappt gut, und Anne und ich können doch, wenn auch ängstlich, über den schmalen Schwimmsteg an Land balancieren. Eine gepflegte Kurpromenade führt uns an den typischen Bäder- Villen entlang zu den üppigen Bad Anlagen. Die leckere Maischolle (Klaus Flugente) haben wir uns heute redlich verdient.

Mittwoch, 12.5.

Es ist ganz dunstig, Sprühregen und natürlich lausig kalt. Ich glaube, es wird Winter. Wir lassen es langsam angehen. Als es aufhört zu regnen und draußen heller wird, legen wir ab, um die ganze Reise nun von der anderen Seite anzugehen. Vieles sehen wir aus diesem Blickwinkel mit anderen Augen, leider ganz ohne Sonne. Nachmittags legen wir an einem privaten Steg in Senzig am Krüpelsee an. Tagesmeilen: 24 sm. Der Liegeplatz ist gut, die sanitären Anlagen benutzen wir lieber nicht. Die sehr alte Besitzerin mit langem Rock - Type Schauspielerin in Ruhe - humpelt am Stock mit ihrem Faktotum zum Kassieren über den Steg und spricht uns freundlich an. Wie lange sie die Anlage wohl noch halten kann? Schlimm sieht es hier aus. Aber es gibt Federvieh, Hunde und sogar einen Esel! Der ganze Ort, soweit wir ihn sehen, ist nicht gerade ein Schmuckstück. Inder Kneipe an der Ecke schmecken uns die Bratkartoffeln mit eingelegten Heringen trotzdem ganz hervorragend.

Donnerstag, 13.5.

Heute müssen wir die letzte Schleuse nehmen: "Neue Mühle" bei Zernsdorf. Hier beobachten wir, wie die Schubschiffe mit Braunkohle beladen werden. Ein Güterwagen nach dem anderen wird auf das Schiff gekippt, wie viel Waggonladungen es insgesamt sind, können wir nicht genau feststellen, ich schätze vielleicht zehn. Zwei Lastkähne werden jeweils miteinander verbunden und von einem relativ kleinen Schlepper gezogen oder geschoben. Durch die Dahme, den Gossener Kanal und durch das malerische Neu-Venedig kommen wir zurück in den Großen Müggelsee und dann nach Friedrichshagen zum bekannten Liegeplatz am Wassersportzentrum. Heute sind es 19 sm. Im Porto die Venezia wollen wir nicht noch einmal zu Abend essen.

Freitag, 14.5.

An unserem letzten Tag - endlich ein sonniger Tag - werden wir uns die Berliner Innenstadt von der Wasserseite ansehen. Doch zuvor nehmen wir uns die Zeit, um uns bei Aldi neben Wasser mit neuen Trainingshosen und Handtüchern auszustatten.

Über die Müggelspree fahren wir durch die Altstadt von Köpenick. Eine lange Anfahrt über die Spree vorbei an Industriegebieten, z. Teil verfallen, zum Teil renoviert, an Wohnbebauungen alt und neu, und an großen Parkanlagen geht es bis zur Stadtmitte. Bei der Mühlendamm- Schleuse geht es anders zu als gewohnt, sie ist viel gröber, wir müssen warten und werden aufgerufen nach einem Passagierschiff einzulaufen. Dann kommen die Highlights: die Museumsinsel, der Reichstag, das Bundeskanzleramt, das Innenministerium. Ein Sightseeing-Schiff nach dem anderen begegnet uns. Wir legen mitten in der Stadt an und trinken in einem Straßencafé direkt am Wasser einen Cappuccino. Es wimmelt von Touristen, welch ein Unterschied zur Ruhe auf den Seen, Flüssen und Kanälen unserer letzten Tage. Kurz vor der Charlottenburger Schleuse drehen wir. Nun geht es zurück nach Köpenick, zum Heimathafen Wendenschloss. Gegen 1/ 2 7 Uhr empfängt uns Herr Löber am Steg. Wir sind in 6 Tagen 112 sm gefahren. Niemals ging es um Schnelligkeit, es war die Entdeckung der Langsamkeit im Staunen über die Natur, im Kennenlernen des anderen Berlin.

Wir laden Herrn Löber und Eva zum Abendessen ein. Er führt uns am Wassersportzentrum vorbei zum Griechen in Friedrichshagen. Bei üppigsten Portionen erzählen wir lebhaft von unseren Erlebnissen und unserer Begeisterung. Tauschen will er die Adriana aber nicht gegen GALAXY wegen des Tiefgangs und der vielen Brücken. Ich will es eigentlich auch nicht, noch nicht.

Samstag, 15.5.

Putztag! Als innen und außen alles blinkt, besucht uns aus Fronau Eva Schiller mit Ihrem Mann und den netten Kindern Tim und Tobias. Hans lädt uns alle ein zu einem Abschiedsessen noch einmal beim Italiener im Wassersportzentrum, aber dieses Mal fahren wir mit dem Auto dorthin - ein bisschen schneller!

Anschließend geht es in zügiger Fahrt in die Wirklichkeit.

Das war eine erlebnisreiche, eindrucksvolle Woche in Freundschaft und Harmonie, eine Woche, die wir nicht vergessen und an die wir in Dankbarkeit uns erinnern werden.

Verfasst: Adelheid Görge

Anmerkung von Klaus Görge:
In ca. 2 - 3 Jahresabständen haben wir immer wieder den deutschen Ostern ganz bewusst aufgesucht, haben uns immer staunend die "Fortschritte" angesehen. Vieles deutet auf ein besseres Leben hin, Altes ist renoviert, neue Bauten dokumentieren die Moderne, eine andere, neue Zeit. Diese Reise hatte trotzdem etwas Unwirkliches, ja etwas Bedrückendes. Viele neue Straßen, Radwege, Wohnbauten, Geschäftshäuser, prachtvoll renovierter Altbestand, keineswegs flächendeckend, aber doch beachtlich, an besonderen Orten umfassend und perfekt mit viel Aufwand. In kleinen Orten jedoch ganze Straßen im Verfall, obwohl in bester Lage, und man sieht, kaum vor allem wenig junge Menschen. Werkstätten und Produktionsanlagen von gestern scheinen fast gänzlich verlassen. Warum haben die Hilfen für den Aufbau Ost so wenig in die Breite gewirkt? Sind nur Vorzeigeobjekte besonders bedacht worden, die die Eigeninitiative und selbstorganisierten Vorhaben so wenig stützen oder nicht erreichen? Bei 20% Arbeitslosigkeit und fast 80% Abwanderung junger Menschen bis 25 Jahre scheinen die Gründe zu liegen. Bei aller Bewunderung für das Geleistete bleibt ein schaler Geschmack, trotz allem, was man inzwischen genießen kann.
In unserer privaten Diskussion kamen wir zu der Meinung, dass jeder Westdeutsche wenigstens eine Woche seines Urlaubs im Jahr im Osten verbringen sollte, reisen mitten ins Land, nicht nur in die bekannten Reiseziele, um des Austausches der Köpfe, der Einstellungen und der Mittel willen.



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